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Artikel in der Heilbronner Stimme: Radfahren für den ökologischen Fußabdruck

Laute afrikanische Trommelrhythmen schallen über den Marktplatz von Obersulm-Willsbach. “Palmöl ist schlecht, wir haben recht”, skandieren vier Schülerinnen der Klasse 6b der Michael-Beheim Gemeinschaftsschule (MBS) und halten auf der Treppe vor den Geschäften ihre Plakate gegen den Anbau von Palmöl und die Vernichtung des Regenwalds in die Höhe. 220 Schüler und ihre Lehrer aus elf Klassen der MBS stellen am Freitagmorgen mit Plakaten und Mitmachaktionen für Passanten die Ergebnisse ihrer einjährigen Projektarbeiten zu fairem Handel, Umwelt- und Klimaschutz, Energieverbrauch oder Nachhaltigkeit und Ernährung vor.
Das Thema der Fünftklässler und ihrer Lehrerinnen Silke Diem und Herta Metzger Ruppert ist der ökologische Fußabdruck. “Bei uns können Passanten anhand eines von den Schülern erstellten Fragebogens ihren ökologischen Fußabdruck überprüfen”, erläutert Silke Diem. Jeder könne ermitteln, wo er mit seinem Energie- und Ressourcenverbrauch steht, ergänzt Herta Metzger-Ruppert. Auf bunten Fußabdrücken aus Papier fragen die Schüler nach dem Verbrauch von Wurst und Fleisch, nach Autofahrten oder Papierverbrauch.
Mit dem Upcycling haben sich die siebten Klassen auseinandergesetzt. Ben (12) hat sein altes Skateboard in ein buntes Regalbrett verwandelt. Nicoll (13) hat Taschen von alten Jeanshosen abgetrennt, bemalt und als Wandschmuck gestaltet. Jennifer (11) und Chiara (13) bedrucken Stofftaschen als “Mensch ärgere dich nicht Spiel”. Bunt bemalte Flaschenverschlüsse sind die Spielfiguren. “Die Zusammenarbeit im Projekt war toll”, schwärmt Ben. “Meine Schüler waren mit großer Begeisterung dabei”, lobt Lehrerin Vanessa Weißhaupt.
Das Thema der beiden sechsten Klassen ist die gesunde und regionale Ernährung. “Kauf um die Ecke”, fordern die Schüler auf einem Plakat. “Wir haben sehr viel über Äpfel und andere Lebensmittel gelernt, die weit gereist sind. Es war spannend das zu hören und selbst zu überlegen, was man dagegen tun kann”, erzählt Hope (11). Einer Apfel-Blindverkostung unterzieht sich Passantin Daniela Büttner bei den Sechstklässlern. “Der schmeckt kräftiger, nicht so wässrig”, sagt Daniela Büttner und kann mit verbundenen Augen den regionalen Apfel vom Importapfel aus Chile am Geschmack unterscheiden. “Ich finde es ganz toll, dass die Schüler so eine Aktion vor der eigenen Haustür in Obersulm veranstalten”, meint Daniela Büttner. Dem kann sich Lilli Triller von der Kreissparkassenfiliale am Marktplatz nur anschließen: “Ich finde es gut, dass die Schüler regionalen Produkten große Aufmerksamkeit schenken”.
“Rettet die Erde, sonst heißt es Game over” oder “Wie schmeckt Plastik”, mahnen die Achtklässler mit zahlreichen kreativen Plakaten vor dem Weinbrunnen zum Umwelt- und Klimaschutz. “Ich habe durch die Projektarbeit erkannt, wie stark unsere Umwelt in den letzten Jahren geschädigt wurde”, sagt Göknur (15) aus Klasse neun. Sie und ihre Mitschüler widmen sich dem Treibhauseffekt, der Erderwärmung und dem Klimawandel. “Bus-, Zug und Radfahren“, hat Maja (13) als einen Problemlösungsansatz auf ihr Plakat geschrieben. Die Plakate sind kreativ, bunt, informativ und interessant”, meint Passantin Heike Gebert.
“Wir sind im September 2018 gestartet und haben mit unserer Lehrerin Pamela Bartel eine Fairtrade-Arbeitsgruppe gegründet”, berichtet Justin (15) aus Klasse 10. Die Fachlehrerin für Alltag, Ernährung und Soziales (AES) habe die Idee gehabt, aus der MBS eine Fairtrade Schule zu machen. “Für uns war wichtig, dass wir das Zertifikat bekommen und unter den Schülern und Lehrern ein vertieftes Bewusstsein für den schonenden und gerechten Umgang mit Rohstoffen schaffen”, sagt Pamela Bartel. Das hat die Arbeitsgruppe geschafft: Am Schuljahresbeginn 2019 belohnte der Verein TransFair e.V. die MBS mit dem Zertifikat “Fairtrade-School”. “Darauf sind wir sehr stolz, es ist eine große Anerkennung für die Arbeit unserer Schüler und Lehrer”, sagt Gemeinschaftsschulrektor Eric Sohnle. Sohnle betont, dass die Marktplatzaktion kein Protest sei, sondern eine Präsentation der Schülerarbeiten zu fairem Handel, Nachhaltigkeit, Klimawandel und Umweltverschmutzung.

Hintergrund Fair Trade Schools
Die Kampagne „Fairtrade-Schools“ verankert seit 2012 das Thema fairer Handel im Schulalltag und schafft bei Schülerinnen und Schülern ein Bewusstsein für nachhaltige Entwicklung. Jede Schule in Deutschland – ganz unabhängig von ihrer Schulform – kann sich als Fairtrade-School bewerben. Die Teilnahme an der Fairtrade-Schools-Kampagne ist kostenfrei. Für die Auszeichnung mit dem Titel „Fairtrade-School” muss eine Schule nachweislich ein Fairtrade Schulteam gründen, einen Fairtrade Kompass entwickeln, Fairtrade Produkte in der Schule anbieten, das Thema Fairtrade im Unterricht behandeln und Schulaktionen wie die Präsentation auf dem Marktplatz in Willsbach durchführen. dö

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